Hundeflüsterer Cesar Millan – KEINE Empfehlung!

Mit Schrecken lese ich leider immer wieder (sogar auf Züchterseiten) Empfehlungen für die Bücher und Videos von Cesar Millan, einem US-amerikanischen Hunde“trainer“, der sich durch seine Fernsehauftritte bei Sixx oder National Geographic („Dog Whisperer“, „Der Hundeflüsterer“) weltweit einen Namen gemacht hat. Meiner Meinung nach erkennen Menschen mit einem Funken Empathie oder einem Hauch von Fachwissen eigentlich sofort, was für ein grausames Spiel in dieser Serie mit den Hunden gespielt wird, aber der Erfolg zeichnet leider ein anderes Bild…
Daher möchte ich hier anlässlich eines Artikels in den Vorarlberger Nachrichten eine deutliche Warnung aussprechen: Viele der gezeigten Methoden sind pure Tierquälerei, in Österreich und Deutschland per Tierschutzgesetz verboten und das Gedankenkonstrukt, das hinter den Erziehungsmethoden steckt, ist äußerst fragwürdig und alles andere als auf dem neuesten Stand der Wissenschaft (egal ob Verhaltensbiologie, Neurowissenschaften etc.). Es ist ein bisschen wie der Buchtitel „Affe trifft Wolf – Dominieren statt kooperieren?“

Ein kurzer Auszug aus dem Artikel:

Der sogenannte TV-„Hundeflüsterer“ Cesar Millan wendet in seinen Shows laut der „American Veterinary Society of Animal Behavior“ tierquälende Methoden an, wodurch Hundehalter völlig fehlgeleitet werden.

Aigner: Cesar Millan wirbt damit, durch sein Training „gefährliche“ Hunde wieder ruhig zu machen. In Wirklichkeit erreicht er das Gegenteil: Seine Methodik besteht aus Zwangs- und Strafmaßnahmen. Die Hunde werden durch dünne Halsbänder stranguliert und mit Tritten in die Nierengegend gefügig gemacht. Millan wendet auch – in Österreich verbotene – für die Hunde sehr schmerzhafte Stachel- und Elektroschockhalsbänder an. Seine Zischlaute vor der Bestrafung ängstigen die Tiere so stark, dass sie nichts mehr wagen. Das stellt Millan dann als Entspannung dar, in Wirklichkeit werden die Hunde in die sogenannte „erlernte Hilflosigkeit“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Erlernte_Hilflosigkeit) gedrängt und verfallen aus Angst vor Bestrafung in einen depressiv-lethargischen Zustand.

Wissen über die Bedürfnisse der Hunde garantieren Tierschutz und Sicherheit.
Ursula Aigner, Verhaltensbiologin

Schmid: Abseits dieser Tierquälerei besteht aber die Gefahr, dass sich die Hunde irgendwann aus dieser Angst heraus zu wehren beginnen; sie sind tickende Zeitbomben: Gewalt erzeugt Gegen­gewalt, und die beginnt bereits beim Leinenruck. Es gibt zahllose Videos im Internet zu sehen, in denen Millan selbst gebissen wird. Böser Hund? Nein, in Wirklichkeit reine Selbstverteidigung. Das Problemverhalten verschlimmert sich.

Strangulation ist nicht nur fachlich daneben, sondern auch klar verboten.
Erik Schmid,
Tierarzt, Mitglied der Prüfungskommission für tierschutzqualifizierte Hundetrainer am Messerli-Institut

„The dog kicker“ – die Intensität der Maßnahmen nimmt im Laufe des Videos zu

Der vergleichsweise „harmlose Nackengriff“

– oft gerechtfertigt damit, dass Mutterhündinnen so ihre Welpen strafen! Das kann falscher nicht sein, ein Biss in den Nacken oder das Packen am Nacken und Schütteln gehört zum Beutefangverhalten und wird mit Tötungsabsicht angewendet (Genickbruch), Würgen detto (Kehlbisse, das Durchtrennen der wichtigen Gefäße im Hals/Luftröhre) allenfalls noch spielerisch in einem fröhlichen, lockeren Kontext. Das machen Welpen gerne und dient im Übrigen auch nur dem Erlernen eines tötlichen Bisses 😉
Also bitte liebe frischgebackene Hundeeltern oder die, die es schon länger sind und das mal so gelernt haben: Das mühsam aufgebaute Vertrauensverhältnis zwischen euch und eurem Hund wird durch solche Aktionen empfindlich gestört! Oder der Welpe empfindet es mit etwas Glück (!) bei „zarter Ausführung“ als grobe Spielaufforderung und reagiert seinerseits mit grobem Spiel, aber eher nicht mit dem Unterlassen von was auch immer…
Anders Hallgren hat in einer Studie (Mother and pups – a study in early relations, 1988) bereits vor 25 Jahren ermittelt, dass 93-96% der befragten Züchter (190 Züchter, 127 verschiedene Rassen) nie oder nur sehr selten beobachten konnten, dass Mütter mit Zähne zeigen, Abschnappen oder dergleichen ihre Welpen erzogen/abgemahnt haben, dass ein Welpe mit Angst oder Schmerzensäußerung reagiert hat, kam sogar noch seltener vor.

Apropos Würgen, auch die Strangulation als Möglichkeit, den Hund „herunterzufahren“ erfreut sich bei Cesar Millan großer Beliebtheit, er bietet sogar eigene Sets zum Kauf an:

Durch die Anwendung dieser Methoden ist nicht nur ein Hund schwer zu Schaden gekommen; Verletzungen an Luft- und Speiseröhre, Kehlkopf, Halswirbelsäule sind vorprogrammiert.
Ich möchte als Beispiel auf diesen Artikel verweisen. Cesar Millan versucht nämlich selbstverständlich auch die Angst eines Hundes vor anderen Hunden und Menschen mit Gewalt zu therapieren, was dann so aussieht: „The facility’s workers allegedly placed a choke collar on the dog, pulled him onto a treadmill and forced him to „overwork“. Suarez says he spent at least $25,000 on medical bills and the dog must undergo more surgeries for damage to his esophagus.“
Ich denke, das benötigt keine weiteren Erklärungen.

Als Fazit: Besser Finger weg von Artikeln, auf denen mit dem „Hundeflüsterer“ geworben wird oder die von ihm stammen!

Edit: Da der Link zu den Vorarlberger Nachrichten u.U. nur mit einer Registrierung sichtbar ist, empfehle ich, einfach „Aigner Cesar Millan“ oder einen ähnlichen Suchbegriff in die Suchmaschine der Wahl einzugeben.

Edit 20.4.2013: Dieser kleine Artikel über Cesar Millan, den ich eigentlich nur mal schnell nebenbei und weils mich einfach in den Fingern gejuckt hat geschrieben habe, ist interessanterweise der mit Abstand am meisten gelesene auf diesem Blog – an manchen Tagen habe ich über 200 Besucher (und x-mal so viele Klicks) aus allen möglichen, mir unbekannten Foren oder von Facebook. Dort wurde er innerhalb eines Monats 285 Mal geteilt, und davon übrigens kein einziges Mal von mir 😉
Vielen Dank dafür!
Hier gibts es noch einen netten Text in Übersetzung als Bonus: Mark Derr für die NY Times über Cesar Millan

Edit 12.6.2013: Ich möchte zusätzlich gerne auf meinen Beitrag „Add. 1“ verweisen.

Edit 18.6.2013: Cesar Millan – Phänomen oder Polarisieren als Mittel zum Zweck? von Thomas Riepe, WUFF 2013/07-08

Edit 8.4.2014: Cesar Millan kommt im Zuge seiner Europa-Tour auch nach Österreich – was aktuell über Tausend Besucher pro Tag auf diesen Artikel lockt. Vielleicht überlegt sich doch der eine oder andere den Besuch nochmal 😉

Gewalt gegen Hunde und der gesellschaftliche Schaden

Gewalt gegen Tiere ist Gewalt gegen Menschen. Soziologen und Psychologen erforschen weltweit seit vielen Jahren den Zusammenhang zwischen der Gewalt gegenüber Tieren und Menschen.

[…]Wir sprechen von der willentlichen Schädigung dieser Tiere durch einen Menschen, einer Machtausübung, um die eigenen Ziele durchzusetzen, vorbei an den Bedürfnissen des Vierbeiners. Wir sprechen von der Ansicht dieser Menschen, dass ein Hund (oder anderer Mensch) es nicht wert sei, ihn respektvoll zu behandeln. Ein sehr wichtiges Wort in diesem Abschnitt ist dieses hier: willentlich. Ein Mensch muss sich also darüber bewusst sein, dass er gerade Leid zufügt und absichtlich Macht und Zwang ausübt.[…]

[…]Wer also professionell mit Hunden arbeitet und all die Studien zu Hunden, die Lernvorgänge, Bedürfnisse, kognitive Leistungen, Anatomie, Ernährung und so vieles mehr in Zahlen wissenschaftlich und verifizierbar sowie wiederholbar belegen, ignoriert, der handelt hier willentlich.[…]

Edit 17.9.2014: Nun ist es „amtlich“ – Cesar Millan verfügt persönlich NICHT über die grundlegende Sachkenntnis zur Durchführung von Hundetrainings nach §11 des deutschen Tierschutzgesetzes!
Im Rahmen seiner Europa-Tour trainiert er „Problem“hunde live auf der Bühne vor Tausenden Zusehern, so es ihm denn erlaubt wird, denn er benötigt dafür laut TierSchG eine Erlaubnis. Das Verwaltungsgericht Hannover konnte bei einer am 10. September 2014 stattfindenden Prüfung zur Sachkenntnis diese nicht feststellen, weshalb ihm das Training mit Hunden bei seinem heutigen Auftritt in der Swiss-Life-Arena untersagt wurde. Die Prüfung besteht aus einem Multiple Choice Test, einem Fachgespräch und einer praktischen Prüfung am Hund.
Quelle: Verwaltungsgericht Hannover

14 Kommentare

  1. was für ein blödsinn, den ich hier lese….genickbruch…hunde tragen ihre welpen so…wie viele andere tiere es auch machen….er tritt den hunden nicht in die nieren, sondern berührt sie…das ist ein grosser unterschied…das hier ist ein totaler scherzartikel

    1. @simone:
      wieso reagieren die Hunde dann so extrem wenn er sie doch nur berührt….

  2. Nein, das ist kein Blödsinn. Die Welpen werden nur bis zu einem gewissen Alter getragen und tragen ist etwas anderes als im Nacken packen und schütteln. Würden die Welpen das mit dem Tragen assoziieren, was sollten sie denn dann lernen, wenn ich es als „Straf-/Erziehungsmaßnahme“ einsetze? Und er kickt, er berührt nicht, er kickt! Die Hunde zucken zusammen, das kommt nicht von einer Berührung … so sanft kann man mit Stiefeln oder turnschuhen an nicht „berühren“. Es erzeugt Stress, was er da treibt und unter Stress kann nicht erfolgreich gelernt werden und um eine Verhaltensänderung zu erreichen, ist lernen unerlässlich!
    Meidemotivation hat nichts mit (Um)lernen zu tun!

    1. Das mit dem „Kick“ ist so eine Sache, jeder sieht was er sehen will!

  3. der artikel ist absolut überzogen. Da sieht man wieder mal dass der mensch nur sieht was er sehen will!

  4. Langsam werde ich es müde, immer diese Artikel zu sehen, diese Ausschnitte präsentiert zu bekommen, die immer die gleichen Bilder zeigen und zwar total aus dem Sinn gerissen. Ich will dazu nur eines sagen, jeder sollte sich die gesamten Folgen anschauen und dabei auf die Körpersprache des Hundes achten – z. B. nur mal gesagt, der „strangulierte Hunde“ wollte ihn beissen – er hat ihn nur von sich gehoben – . Aber das nur nebenbei! Eine Frage: Ihr bekommt einen Hund aus dem Tierheim oder vom Tierschutz der auf „kleine“ Hunde losgeht und sie „zum Fressen“ gerne hat… was macht ihr denn das? Werft ihr mit Wattebäuschen und flüstert „Bitte lasse das“???? Hmm, liebe Mitmenschen, hört auf euer Bauchgefühl und redet weniger! Ich finde diesen Mann gut, stehe dazu und lasse mir das nicht madig machen – und noch jeder Hund ist bei mir glücklich alt geworden!

    1. Ich finde ihn auch gut. Jeder Hund braucht einen anderen Zugang, wie jeder Mensch anders lernt, ist das bei Tieren genauso. Und in seinen Serien werden ja wirklich oft Problemhunde gezeigt. Jeder sollte mit geeigneten Methoden seine Hunde erziehen, und gesellschaftsfähig machen. Tiere sollten dabei aber nie unter ihren Menschen leiden

      1. Da stimme ich dir zu, jeder Hund und jedes Mensch-Hund-Team braucht ein individuelles Training. Es sollte nur immer fair dem Hund gegenüber sein und die massive Gewalt, die leider sehr oft angewandt wird, ist sicherlich ins keiner Weise fair.

    2. Glaubst du (Glauben Sie, wenn wir höflich bleiben wollen) wirklich, dass die Folgen nicht so zusammengeschnitten sind, dass sie so aussehen, wie es sich die Produktionsfirma wünscht? Was da alles hinter den Kameras passiert, will ich garnicht wissen.
      Aber manche Menschen fressen anderen lieber blind aus der Hand als selbst nachzudenken, das ist ja nichts Neues.

  5. Sorry Leute das wird hier ein längerer Kommentar, weil ich mir hier wirklich aufrege!!
    Ich kann beide Seiten verstehen. Ich bin auch gegen Tierquälerei!!
    Aber manche Leute erkennen hier nicht die Realität.
    Manche Hunde die er versucht auf die richtige bahn zu lenken sind wirklich Brutale Hunde, die nicht scheuen würden zu beißen.
    Ihr müsst das so sehen. Die Leute wollen ihn!! Er ist der letzte Ausweg. Wisst ihr wieviel dieser Mann zu tun hat. Er kann sich nicht 7 Tage um einen Hund kümmern. Er muss Haltern klar machen, in kürzester Zeit, wie sie ihren Hund bändigen können. Und da sind seine Methoden wirklich gut!!
    Ihr müsst die Gesetze kennen. Beißt ein Hund und es wird Anzeige erstattet ist es nicht selten das die Hunde eingeschläfert werden. Wenn das Leuten hier recht ist, tun sie mir Leid.
    Leute schaut euch bitte die Folgen genauer an!!!
    Nennt mir eine Folge wo er eine Elektrohalsband anlegt!!
    Nennt mir eine Folge wo er ein Stachelhalsband anlegt!!
    Es gibt Folgen wo Hunde ein Stachelhalsband angelegt haben, aber nicht von ihm sondern von den Hundebesitzern, weil sie die Hunde nicht im Griff haben!!
    Wer in den Folgen darauf achtet wird sehen das er mit den Halsbänder nicht arbeitet sondern mit der dünnen Leine!! ( wie ihr sagt die würgeleine)
    -Zum Treten!!
    Das sind wirklich brutale Hunde. Wenn ein Hund Anzeichen sendet das er bereit ist agressiv zu werden, muss!! es sofort unterbunden werden. Oder was mach ihr dann?? Ich wette ihr sagt SITZ oder AUS. Aber sind wir mal ehrlich hören die Hunde wenn ihr das sagt wenn sie agressiv sind.
    NEIN!!! Also muss man den Hund von dem Gedanken ablenken, und das macht er.
    Es stimmt das das unangenehm für den Hund ist, da es eine sehr empfindliche Stelle ist!!
    Wer darauf achtet sieht das er unterschiedlich fest tritt, je nach Situation. Das Ziel ist es dem Hund von seiner agression und vom Biss abzuhalten und das schafft er. ZIEL ERREICHT!!
    -Und zu dem das er gebissen wurde!!
    Nennt mir ein Hundetrainer sofern sie sich mit solchen Hunden abgeben, der noch nicht gebissen wurde!!
    Noch eines. Bei nicht schweren Fällen legt er dem Hund ein Brustgurt an und tritt sie nicht sondern berührt den Hund mit der Hand an den Schultern um ihn von Gedanken abzulenken!!
    Also Leute bevor man solche Artikel hier veröffentlicht sollte man mal vorher ganz genau hinschauen, jeden Hund und seine Maßnahmen getrennt bewerten bevor man sich ein Urteil bildet.
    Danke für euere Aufmerksamkeit

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