
Tasso e.V., die beliebteste Tierdatenbank, die bei der Suche nach vermissten Haustieren hilft, hat die „Top 5“ der 2018 registrierten Rassen veröffentlicht. Tasso ist ein eingetragener Verein und die Registrierung ist kostenlos, ich empfehle sie immer und habe sie auch für den A-Wurf und alle meine vermittelten Tierschutzhunde durchgeführt. Der B-Wurf war dann bei ifta registriert und der C-Wurf geht überwiegend ins Ausland mit eigenen Datenbanken.
Durchgeführt wird eine Registrierung also nur von den eher verantwortungsvollen Hundehaltern, also von einem Bruchteil. Das muss man beim Lesen der Zahlen berücksichtigen, die weniger verantwortungsbewussten Halter scheinen gar nicht erst auf.
Auf Platz 1 der in 2018 registrierten Hunde: Der Mischlingshund mit 87.000 Neuanmeldungen.
Logisch, darunter fallen die meisten Tierschutzhunde, alle Hoppala-Würfe, alle Designerdogs usw.
Auf Platz 2: Der Labrador Retriever mit 20.548 Hunden.
Auch nachvollziehbar, das Image des sich selbst erziehenden Familienhundes bleibt ihnen trotz zahlreicher gegenteiliger Beispiele. Aber: Aus VDH-Zuchten stammen laut Statistik der letzten Jahre nur rund 2500 Welpen.
Auf Platz 3: Der Deutsche Schäferhund. 13.402 Hunde wurden hier neu gemeldet, im VDH gezüchtet aber nur rund 10.000 (seit 2009 fällt die Anzahl der gezüchteten Welpen beim DSH kontinuierlich, damals waren es noch 15.000 pro Jahr). Die Diskrepanz ist nicht so groß, der DSH aber auch kein klassischer Modehund.
Auf Platz 4: Der Chihuahua mit 12.001 angemeldeten Hunden. Gezüchtet im VDH in 2017: 677 Welpen, Tendenz stark fallend.
Auf Platz 5: Die Französische Bulldogge mit 11.203 Neuanmeldungen und nicht mal 240 unter kontrollierten Bedingungen im VDH gezüchtete Welpen, Tendenz ebenfalls fallend.
Quelle: Welpenstatistik des VDH
Woher stammen all diese Hunde?
Einige wenige stammen aus FCI-Zuchten im Ausland, je nach Rasse vielleicht eine Hand voll oder beim Labrador auch einige Dutzend.
Der Verdacht liegt allerdings nahe, dass die Mehrheit dieser Hunde, ähnlich wie viele „Mischlinge“, aus unkontrollierten Zuchtstätten und vor allem aus Massenproduktionen stammen. Seit Aufklärungskampagnen und Dokumentationen das Leid der Zuchthunde und der Welpen in deutsche Wohnzimmer tragen, dürfte das Bewusstsein dafür zwar gestiegen sein, zu vielen Menschen ist die Herkunft ihres Hundes aber schlichtweg egal. Sie wollen ihn heute und sie wollen ihn in einer speziellen Farbe. Wer liefern kann, bekommt den Zuschlag.
Diese Mentalität macht natürlich auch vor kontrollierten Zuchtstätten innerhalb der FCI nicht Halt, und zwar auf beiden Seiten, bei Käufern und Züchtern.
Die Erfahrung lehrt, dass Hunde mit VDH-Papieren (für Deutschland, ÖKV für Österreich, SKG für Schweiz etc.) nicht zwangsweise verantwortungsvoll (im Hinblick auf Gesundheit und Wesen) geplant und auch gut sozialisiert sind. Ich bin der letzte Mensch, der Züchtern innerhalb der Zuchtverbände einen Persilschein ausstellen würde. Es zeigt sich aber leider immer wieder, dass das noch viel weniger bei Welpen ohne Papiere oder von freien Vereinen außerhalb des internationalen Dachverbandes FCI der Fall ist.
Denn was sind die Beweggründe dafür, außerhalb der FCI zu züchten?
Oft geht es bei der Zucht nur um Optik, besonders spezielle Farben wie Merle oder dilutierte Farben wie Blau, Schoko, Lilac, Silver und wie sie nicht alle heißen, stehen im Vordergrund – und gefährden direkt oder indirekt die Gesundheit der Hunde!
Erst kürzlich wurden eine um durchschnittlich 2 Jahre verkürzte Lebenszeit und vermehrte Gesundheitsprobleme in Zusammenhang mit der Zucht von schokofarbenen Labrador Retrievern nachgewiesen. Diese Hunde sind im Schnitt nachweislich kränker, leben kürzer und haben ein vom Standard abweichendes Verhalten. Letzteres ist unter Labradorhaltern gut bekannt und die Begründung lautete immer: Sie wurden nur auf Optik gezüchtet, nie auf ihre Arbeitsleistung und das entsprechende Wesen.
Kommt einem das als Whippethalter bekannt vor? Oh ja, die Showdogs ohne Jagdambitionen, hah 😉
Schuld ist in diesem Falle nicht direkt die Farbe, sondern das Augenmerk in der Zucht auf der Farbe – und nicht auf Wesen und Gesundheit. Schokobraune Hunde sind aber eine anerkannte Farbe, die immerhin kontrolliert innerhalb der FCI gezüchtet wird. Noch viel schlimmer wird es dann bei den nicht anerkannten Farben, wie bspw. Silber, durch Einkreuzung von Weimaranern entstanden und teilweise mit quälenden Hautproblemen assoziiert. Dass der „Anfängerhund Labrador“ plötzlich Wesenszüge des sehr anspruchsvollen Weimaraners aufweist, kommt nicht selten überraschend für die neuen Halter. Und zack, wieder weg damit.
Ähnlich geht es mit dem beliebten Merle beim Chi und French Bulldog, eine Farbe, die innerhalb der FCI aufgrund der Gesundheitsproblematik (Taubheit, Blindheit) und aufgrund der Tatsache, dass sie durch Einkreuzung in die Rasse kam, nicht erlaubt ist. Oder eben bei vielen Rassen „neu“: Verdünnte Farben mit dem Risiko einer CDA usw.
Aber dieses Problem betrifft auch den Whippet.
Seit Jahren werben Züchter innerhalb und außerhalb des Verbandes mit „seltenen Farben“ wie Blau oder auch mit weißen Hunden.
Lustig daran ist, dass die Mutation für die blaue Farbe beim Whippet aber ausgesprochen verbreitet ist, und selbst wenn man es als Züchter möchte – man kriegt sie kaum raus 😉 Über 50% der bei MyDogDNA getesteten Whippets tragen ein oder zwei Allele dafür (gekennzeichnet mit d für dilute, also verdünnt), vererben also die blaue Farbe oder sind selbst blau.
Interessenten suchen also gezielt nach blauen Hunden und Züchter liefern diese blauen Hunde. Rest egal. Wie beim schokobraunen Labbi. Dass zusätzlich auch beim Whippet Symptome der CDA, also der Color Dilution Alopecia, der Farbverdünnungsalopezie/Farbmutantenalopezie auftreten können, wir gerne unter den Tisch gekehrt. Doch die Fellqualität nicht weniger einfarbig blauer Hunde lässt sehr zu wünschen übrig, man erkennt Haarbruch und manchmal zeigen sich auch Hautprobleme. Besonders oft ist das der Fall, wenn blaue Hunde mit blauen Hunden verpaart wurden. Natürlich ist es möglich, dass dies von einer autoimmunbedingten Schilddrüsenunterfunktion herrührt – aber das wäre nicht so viel besser, denn auch das ist ein züchterisches Problem und tritt dann vermehrt auf, wenn es an genetischer Diversität mangelt, also Hunde mit verwandten Hunden verpaart werden, um bestimmte (optische) Merkmale zu festigen. Wie Farbe bspw., ich weise erneut auf den Labrador hin.
Es ist also beim Whippet ebenfalls nicht prinzipiell die Farbmutation, die Probleme verursacht – wir haben selbst blaupigmentierte Hunde und blaupigmentierte Hunde gezüchtet, die herausragend dichtes und seidiges Fell haben – es ist die Zucht auf ein optisches Merkmal.

Die weiße Farbe bzw. die Abwesenheit von gefärbten Stellen geht dagegen vermehrt mit Taubheit einher. Schuld daran ist wohl eine Fehlentwicklung des Innenohrs, oder besser der Härchen, die akustische Reize wahrnehmen und weiterleiten. Sie hängen in ihrer Entwicklung zusammen mit den Melanozyten, also den Pigmentkörperchen, die für die dunkle Pigmentierung bei weißen Hunden verantwortlich ist. Kommt ein blaues Auge hinzu, ist das Risiko groß, einen ein- oder beidseitig tauben Hund vor sich zu haben. Verwechseln darf man hier aber nicht die blauen Augen von dilutierten Welpen mit den blauen Augen der erwachsenen Hunde! Blaue Augen beim Welpen werden immer dunkel, ob bräunlich oder eher ins gelbliche oder gar grünliche Spektrum gehend, hängt von anderen Faktoren ab.
Aus anderen Rassen ist der Zusammenhang zwischen Farbe und Taubheit bekannt (Klassiker Dalmatiner, Pitbull usw.) und in den USA, wo gerne sog. „high whites“, also Hunde mit sehr viel Weißanteil gezüchtet werden, ist ein Hörtest eine der wichtigsten Gesundheitsuntersuchungen. Die Amis sind oft schrecklich konsterniert, wenn sie erfahren, dass wir Europäer nicht das Gehör der Welpen oder Zuchthunde testen – der Bedarf besteht bei uns aber glücklicherweise selten. Es wird übrigens bei der Zucht von high whites immer darauf geachtet, dass zumindest die Ohren gefärbt sind – die Zucht von gänzlich weiße Whippets, wie von manchen gewünscht, scheidet also aus gesundheitlichen Gründen eigentlich aus.

Merle wurde kürzlich explizit als Fehler bzw. als nicht existent im Standard des Whippets fixiert, auch das nicht ohne Grund (KC Standard).
Es spricht in Summe nichts gegen eine verantwortungsbewusste Farbzucht beim Whippet, denn es sind alle Farben außer Merle erlaubt und es gibt durchaus die Möglichkeit, gewisse Farbpräferenzen zu berücksichtigen. Meine Zuchtstätte heißt „de Lobito Azul“, weil ich verdünnte Farben gerne mag. Es fallen aber nur durch Zufall und niemals geplant blaupigmentierte Hunde, meine Würfe sind eher bekannt dafür, kunterbunt gefärbt zu sein. Und ich finde Überraschungen bei der Geburt ohnehin viel spannender, meine Interessenten zum Glück auch.
Wenn aber die Farbe das Alleinstellungsmerkmal eines Züchters ist oder der Fokus auf bedenkliche Art und Weise darauf gelegt wird (eben bspw. auch ohne Rücksicht auf Gesundheitswerte, Untersuchungen, Inzucht etc.), womöglich ein höherer Preis damit gerechtfertigt wird, ist es ratsam, Abstand zu halten.
Bitte schaut darauf, woher ihr eure Welpen holt. Vielleicht habt ihr Glück und alles passt wunderbar für euch und euren Hund, aber viel zu oft ist das nicht der Fall. Die Käufer sind ein wesentlicher Faktor in der Zucht, wenn nicht der bestimmende Faktor. Die Anfragen bestimmen leider die Produktion, das ist wie überall in der Wirtschaft. Was sich ja eindrücklich bei der Farbzucht zeigt…
Anbei noch ein Link zu meinen
Gedanken zu Züchterwahl