Zusatzausbildung Jagdverhalten mit Pia Gröning & Anke Lehne

Aktuell besuche ich ja eine interessante Zusatzausbildung für Hundetrainer, an der aber auch Hundehaltern mit entsprechender Vorbildung teilnehmen können.
De facto bin ich dort zwar die einzige Teilnehmerin ohne hundeberuflichen Background, aber bisher fiel das nicht auf, denn gut ein Drittel der Teilnehmer sind auch Biologen/Biologiestudenten und somit haben wir fast die selbe Basisausbildung 😉 Die Hälfte der Vortragenden, nämlich Anke Lehne, im Übrigen auch.

Pia Gröning und Anke Lehne bieten die Ausbildung erstmals in Österreich an, in Deutschland läuft sie an verschiedenen Standorten.
Pia Gröning ist bekannt durch ihre Bücher und DVDs zu „Antijagdtraining“, „Spiele und Action für Jagdhunde“, „Der Tierschutzhund: Starthilfe in ein neues Leben“, Longiertraining, Treibball und mehr. Bei ihr habe ich bereits einige Seminare besucht und war immer sehr angetan. Dass Tier&Wir nun auch diese Ausbildung organisiert hat, darauf habe ich seit 2 Jahren gewartet!
Von Anke Lehne stammt das Buch „Zeitgemäße Jagdhundeführung: Im Alltag und im Revier“, sie ist also in puncto jagdlich geführte Hunde ganz nah an der Praxis.

Bei dieser Ausbildung dreht sich also alles um das Jagdverhalten des Haushundes, und begonnen wurde mit einer Einführung in die verschiedenen Formen der Jagd mit Hunden und dem dafür herausgezüchtete Verhalten der einzelnen Rassen. Im ersten Modul, das 4 Tage dauerte, war deshalb auch sehr viel Rassekunde dabei, inkl. der Livepräsentation verschiedener Rassen und deren Arbeitsweisen.
Jetzt bin ich ja nun nicht ganz unbeleckt was Jagdverhalten angeht, verbrachte ich doch meine ersten Lebensjahre mit jagdlich sehr motivierten Huskys (Geflügel war das größte Übel 😉 ), habe durchaus auch das Jagdverhalten der Deutsch Kurzhaar meines Vaters kennengelernt (stundenlanges Warten im Nebel inklusive), halte selbst seit 14 Jahren Hunde und davon die meiste Zeit ehemals jagdlich geführte Windhunde – nur alles nix gegen manche Spezialisten, aber hallo! Spannend, was sich alles genetisch verankern lässt und was der Mensch in teilweise kurzer Zeit an Merkmalen und Verhaltensweisen herausgezüchtet hat.
Zu einem sehr ursprünglichen Typ der Jagdhunde gehören natürlich die Windhunde.
Ohne Zweifel zeigen alle Windhundrassen ein sehr spezielles, rassetypisch auch nochmal sehr unterschiedliches und stark ausgeprägtes Jagdverhalten, auf das sie viele Jahrhunderte züchterisch selektiert wurden (siehe z.B. „Von Hasen und Kaninchen…“).
Das kann, je nach Wohnort, durchaus zu einem „Problem“ werden – insofern, als dass viele Windhunde dann gar keinen Freilauf mehr genießen können, was ihrem Naturell aber überhaupt nicht entspricht und, einem Teufelskreis gleich, zu anderen, unangenehmen Verhaltensweisen führen kann. Wobei, Windhunde neigen ja ein wenig zur Resignation, was aber für den Hund keinen Deut besser ist.
Die Seele eines Windhundes will laufen – und zwar nicht nur einem Plastikköder hinterher.
Dass man auch mit Windhunden an einem besseren und sicheren Freilauf arbeiten kann und ihnen außer Coursing und Rennbahn noch sehr viele andere Jagdersatzspiele/-beschäftigungen anbieten kann, stößt nicht bei allen Windhundleuten auf Begeisterung. Oder auch nur Akzeptanz 😉
Viele meinen, man würde den Windhund verbiegen oder ihn brechen. Für mich so widersinnig, dass ich sogar Probleme damit habe, diesen Blödsinn wiederzugeben.
Systematische Gewalt im Umgang mit Hunden ist ein Tabu, ich kann es gar nicht oft genug betonen.
Tough Love
Keine Empfehlung
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Weisheit
Lesenswert
usw. usf.

Oder, um aus dem Klassiker von Pia Gröning und Ariane Ullrich zu zitieren:
„Man kann nicht gegen See und Wellen anarbeiten. Wenn man in einen Sturm kommt, muss man ihn abwettern – ihn also annehmen und das Beste daraus machen.“
Das Jagdverhalten unserer Windhunde/Whippets macht den entscheidenden Teil ihres Wesens aus, eben: Der Whippet sieht aus wie ein Whippet und verhält sich wie einer, weil er für bestimmte Zwecke züchterisch selektiert wurde.
Es kann unheimlich bereichernd sein, mit jagdlich motivierten Hunden zusammenzuleben und mit ihnen gemeinsam zu lernen und zu arbeiten. Wenn man sie annimmt, wie sie sind. Thaya war diesbezüglich mein bester Lehrmeister und unsere Beziehung war auch deshalb so eng, weil ich so oft an meine eigenen Grenzen gestoßen bin.

Es versteht sich von selbst, dass nur HundetrainerInnen teilnehmen können, die

  • mit dem Einsatz des Clickers bzw. der dahinterstehenden Theorie vertraut sind, sowie weiteren “Werkzeugen” der positiven Verstärkung.
  • ohne das Heranziehen von Dominanzkonzepten arbeiten.
  • grundlegende Kenntnisse zur Körpersprache des Hundes besitzen.
  • einen respektvollen Umgang mit dem Hund und seinem Menschen pflegen.

Wir haben in diesen 4 Tagen schon viele tolle und hilfreiche Werkzeuge kennengelernt und am letzten Tag auch an fremden Mensch-Hund-Teams geübt. Wie schnell einfache Übungen, wie bspw. das „10-Leckerchen-Spiel“, für Erfolg sorgen, war echt beeindruckend. Ich fand das Spiel bisher ja eher…ja, hmm, langweilig. Und sinnlos. 100x gelesen, nie was hängen geblieben. DAS hat sich definitiv geändert und ich bin gespannt, was im nächsten Modul auf dem Plan steht 🙂
Grob ist es: Orientierung am Menschen, Grenzen, Schleppleine & Co., Prävention beim Junghund und Belohnung beim jagdlich interessierten Hund und Kleine Wildtierkunde.
Dann sollte sich auch das Agrarium Vorchdorf in seiner ganzen Pracht zeigen, ein wunderschöner Veranstaltungsort, den wir sogar ganz für uns alleine hatten.
Hunde sind im Agrarium ausdrücklich erwünscht und dürfen auf ausgewiesenen Flächen sogar frei laufen. Ich denke, hier lässt sich in Zukunft sicher die eine oder andere Idee umsetzen 😉
http://www.agrarium.at/

Mit dabei waren übrigens Enya und Lori und beide haben das ausgesprochen vorbildlich gemeistert. Obwohl wir Zuhause Stresssituationen hatten (Läufigkeiten mit räumlicher Trennung, was auch der Grund für die Mitnahme war, Loris erste Ausstellung usw.) und sie viel Zeit mit Warten verbringen mussten, waren sie an allen 4 Tagen super brav.

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Lori putzt Enya ❤

Das ist keine Selbstverständlichkeit und kann eigentlich nicht genug geschätzt werden. Außerdem haben sie keine Probleme mit anderen Hunden, fremden Menschen, auch nicht mit Ressourcen. Selbstverständlich kann man in diesem speziellen Themenkreis Jagdverhalten auch viel zeigen bzw. kann man sie problemlos anderen zum Üben in die Hand geben. Geschirrgriff, 10-Leckerchen-Spiel, Balanceleine usw. können und dürfen auch Fremde mit ihnen machen und auch das ist herausragend.
Distanzierter Windhund – meine sind das sicher nicht 😉

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